Der Magnetberg (BLO)

188,32

– Pflichtstück der Oberstufe (Kategorie 4) für 2014 in Baden-Württemberg –

Verfügbar bei Nachbestellung

Der Magnetberg (BLO)

Musik: Mario Bürki

– Pflichtstück der Oberstufe (Kategorie 4) für 2014 in Baden-Württemberg –

 

DER MAGNETBERG
PROLOG
Beim Aufräumen meiner Bibliothek fand ich den Märchenband mit den Geschichten aus 1001 Nacht, welchen ich in meiner Kindheit mit Hochgenuss gelesen habe. Vage konnte ich mich an eine Geschichte über den Magnetbergen erinnern. Also machte ich mich daran, das Buch nach diesem sagenumworbenen Berg zu durchforsten. Beim erneuten Lesen dieses Märchens wusste ich: Diese Geschichte vertone ich in meinem nächsten Werk! Und ich kann garantieren, das dies nicht die einzige aus diesem Buch bleiben wird, welche ich als Vorlage für mein kompositorisches Schaffen verwende..
DIE GESCHICHTE VOM MAGNETBERG
Im Folgenden die Geschichte mit Bezifferung der Stellen in der Partitur:
Takt 9:
Jeden Tag sahen die Gläubigen der Großen Moschee von Bagdad einen Lastenträger des Weges kommen. Sein Bart und sein Haar waren kurz geschoren und über dem linken Auge trug er eine schwarze Binde.
Takt 17:
Eines Tages kam eine schöne junge Frau in anmutigen Schritten und mit wiegenden Hüften auf ihn zu. Sie schlug ihren Schleier zurück und sah ihn an. „Nimm dieses Paket mit Oliven, Safranblüten, Schlangenkraut und Syrerkäse und trage es in mein Haus“, sagte sie. Der Lastträger tat, was sie sagte. Im Haus angekommen, bat sie ihn, sich auszuruhen. Erschöpft ließ er sich auf ihr Bett fallen. „Woher kommst du?“ fragte sie ihn. „Ich sehe dir an, dass du ein Fremder bist. Deine Haut ist heller als unsere. Also erzähle mir, aus welchem Land kommst du und warum hast du ein Auge verloren? Warst du im Krieg oder hast du es durch eine Krankheit verloren?“ Der Lastträger schüttelte den Kopf. „Nein,
nein“, sagte er. „Ich selbst bin schuld daran. Aber das ist eine lange und sonderbare Geschichte.“ „Das dachte ich mir“, antwortete die junge Frau. „Aber ich würde sie gerne erfahren. Ich höre dir gerne zu und es interessiert mich zu erfahren, wer du eigentlich bist.“ „Also höre“, sagte der Lastträger.Und dann begann er, zu erzählen.
Takt 25:
Mein Name ist Adschib, ich bin der Sohn des Kassib. Dieser Name war einst in allen Ländern der Erde bekannt, denn ich war König und zugleich Sohn eines Königs. Außerdem war ich Gelehrter. Ich las alle heiligen Bücher, ich kannte die Sterne und die Dichter. Als mein Vater starb, bestieg ich den Thron. Ich war ein gerechter und freundlicher Herrscher, war weise und tat viel Gutes. Jeder meiner Untertanen
mochte mich. Gerne ging ich auch zur See. Ich liebte das Meer, an dem unserer Hauptstadt lag. Und ich liebte die Inseln, die mir gehörten.
Takt 59:
Eines Tages wollte ich meine Inseln besuchen. Darum nahm ich mit meinen Matrosen ein Schiff und wir stachen in See.
Takt83:
Die Reise war eine schöne Reise ohne besondere Zwischenfälle. Nach 20 Tagen und 20 Nächten erblickten wir eine Insel im Meer, auf der wir rasten konnten. Hier gingen wir an Land und ruhten uns aus, bis wir erneut in See stachen. Als wir uns aber von der Insel entfernt hatten, verloren wir unseren Weg. Das Gewässer, durch das wir nun trieben, hatte niemand von uns zuvor gesehen, auch der Kapitän nicht. So sagten wir zu dem Matrosen, der Wache hielt: „Steig zur Spitze des Mastes hinauf und schau, ob du etwas sehen  kannst.“ Der Matrose tat, wie wir ihm befohlen hatten. Er stieg den Mast empor und schaute sorgfältig in alle Richtungen. Dann rief er:
Takt 185:
„Oh mein Gebieter, ich sehe in der Ferne ein seltsames Ding. Das wird mal hell und mal dunkel.“ Da riss sich der Kapitän seinen Turban vom Kopf und warf ihn in den Schmutz. Dann raufte er sich voller Verzweiflung die Haare. „Himmel, wir sind des Todes!“, rief er mit einer Grabesstimme. „Ich sage euch, niemand von uns wird gerettet werden.“ Als wir ihn so verzweifelt sahen, wurden auch wir sehr unglücklich. „Oh Kapitän“, rief ich. „Bitte sage uns doch erst mal, was die Wache eigentlich gesehen hat.“ „Mein Fürst“, erwiderte der Kapitän. „Morgen, wenn sich der Tag dem Ende neigt, werden wir zu einem Berg kommen, der aus schwarzem Gestein ist. Das ist der Magnetberg. Auch wenn wir versuchen, gegenzusteuern, wird uns die Strömung genau in diese Richtung treiben und
wir sind machtlos dagegen. Und sobald sich das Schiff zur Leeseite wendet, werden sich die Planken des Schiffes öffnen, und jeder Nagel wird heraus fliegen und an dem Berg haften bleiben. Denn die Allmacht Allahs hat dieses Gestein mit einer geheimnisvollen Kraft ausgestattet, mit der es ihm gelingt, alles Eisen an sich zu ziehen. Unendlich viel Eisen hängt bereits an diesem Magnetstein und alle Schiffe liegen in einzelnen Bestandteilen am Fuße des Berges. Auf dem Gipfel des Berges aber steht eine Kuppel aus gelbem Kupfer, die von zehn Säulen getragen wird. Auf der Spitze dieser Kuppel steht
ein Reiter aus Messing. Er hält eine Lanze in der Hand, die auf einen besonderen Stern am Himmel zeigt. Auf der Brust dieses Reiters befindet sich eine Platte aus Blei. Auf ihr sind Namen geschrieben, die magische Kräfte enthalten. Und eins müsst ihr wissen, oh mein Fürst: solange dieser Reiter auf seinem Pferd sitzt, werden alle Schiffe, die unter ihm vorbei segeln, zugrunde gehen. Der Zauber wird erst enden, wenn er von seinem Pferd fällt.“ Nach diesen Worten begann der Kapitän, zu fluchen und zu jammern. Wir sahen den Tod nahen. Verzweifelt nahmen wir Abschied voneinander und vertrauten uns unsere letzten Willen an, in der Hoffnung, dass einer von uns überleben würde.
Takt 194:
In dieser Nacht bekam niemand von uns ein Auge zu. Und als der neue Tag anbrach, waren wir dem Berg ein ganzes Stück näher gekommen. Das Wasser aber hatte uns ergriffen und trieb uns unaufhörlich dem Berg entgegen, ohne dass wir etwas dagegen tun konnten.
Takt 223:
Als das Schiff immer näher kam, flogen tatsächlich alle Nägel und Eisenteile aus den Holzplanken heraus und hafteten am Magnetberg fest. Das Schiff zerfiel. Wir alle stürzten ins Meer. Einige von uns ertranken, andere wurden gerettet. Aber die Geretteten konnten einander nicht wieder finden. Die Wellen und der Wind vertrieben sie ins Ungewisse.
Takt 249:
Allah rettete zwar mein Leben, aber nur, um mir neue Leiden zu senden und mich neuen schweren Prüfungen zu unterziehen.
Takt 261:
Es gelang mir, mich an einer Planke des Schiffes fest zu halten, und so trieb ich an einen Felsen des Berges. Ich rettete mich schließlich auf den Berg. Dort sank ich auf die Knie, sprach ein Gebet und dankte Allah für meine Rettung. Doch dann überkam mich eine große Müdigkeit und ich fiel auf die Erde und schlief ein.
Takt 275:
Da hörte ich im Schlaf eine Stimme, die sprach: „Oh Sohn des Kassib, höre gut zu! Wenn du erwachst, sollst du die Erde unter den Füßen beiseite scharren. Darunter findest du einen Bogen aus Kupfer und drei Pfeile aus Blei, in denen Talismane eingraviert sind. Nimm Pfeile und Bogen und schieße damit zu dem Reiter auf der Kuppel. Wenn du ihn triffst und beseitigst, wirst du den Söhnen von der Erde die Ruhe zurückgeben und sie von diesem Fluch befreien. Denn sobald du ihn getroffen hast, wird er ins Meer fallen. Das Pferd aber wird zu deinen Füßen herab stürzen. Dann verscharre es im Sand. Dann
wirst du im Meer eine Barke entdecken, in der sich eine Gestalt befindet. Die Gestalt hält ein Ruder in der Hand und kommt direkt auf dich zu. Habe keine Angst, sondern steige in die Barke. Wenn du in der Barke bist, wird die Gestalt dich zehn Tage lang führen und lenken. Dann gelangst du zu der Insel, die man „Insel des Heils“ nennt. Hier findest du Leute, die dich in deine Heimat zurück bringen.
Takt 295:
Dann erwachte ich aus meinem Schlaf und machte mich sofort daran, den Befehl der geheimnisvollen Stimme auszuführen.
Takt 314/335:
Ich suchte Pfeil und Bogen im Sand und schoss den Reiter von der Kuppel herab. Er stürzte ins tiefe Meer, während das Pferd tatsächlich zu meinen Füßen hernieder sank. Dort verscharrte ich es sofort, wie es mir aufgetragen war.
Takt 340:
Nun begann tatsächlich die See zu steigen. Das Wasser erreichte den Berggipfel. Und da erblickte ich auch das Boot, das langsam auf mich zu steuerte. Als es näher gekommen war, konnte ich im Boot einen Mann aus Kupfer erkennen, der eine Bleiplatte auf der Brust hatte. In dieser Platte waren Namen, Zahlen und Zeichen eingeritzt. Und der Mann aus Kupfer fuhr mich zehn lange Tage durch die Fluten. Dann endlich erschienen mir in der Ferne die Inseln des Heils…
DER KOMPONIST
Mario Bürki wurde am 26. Oktober 1977 geboren. Er studierte Blasmusikdirektion am Konservatorium in Bern und erreichte am Diplom sowie dem Höheren Studienausweis das Prädikat “Sehr Gut”. Mario Bürki erhält regelmässig Kompositionsaufträge und mehrere Werke wurden als Wettstücke im In- und Ausland gespielt.